Droben auf dem Berge ~ Kapitel III ~ Morgen

Nächster Morgen (Samstag)

Ein leckerer Geruch von gebratenem Speck und Eiern drang in meine Nasr und ich schnupperte.
„Mhm“, brummte ich schließlich wohlig und öffnete langsam die Augen.
Erik stand in der kleinen Küche und hantierte mit verschiedenen Kochutensilien. Dabei sang er fröhlich vor sich hin und schwang sogar ein wenig das Tanzbein. Der dunkelhaarige hatte offenbar noch nicht bemerkt, dass ich wach war und ihn beobachtete. Klang aber auch gar nicht so schlecht, was er da mit seiner tiefen Stimme vortrug. Trotzdem war es ein mehr als seltsamer Anblick wie er da in seiner geblümten Schürze tanzte und dabei mit so viel Schmalz in der Stimme sang, wie mehr auch nicht auf ein Schmalzbrot gepasst hätte.... Ich grinste.  
Eine ganze Weile sah ich ihm einfach nur zu, wie er kochte. Dann vollführte Erik eine schwungvolle Drehung und sah, dass ich ihn ansah. Abrupt hielt er inne und hörte auf zu singen.
„Guten Morgen.“, sagte ich gut gelaunt und lächelte ihn an.
„Morgen.“
„Kannst ruhig weitersingen.“, lachte ich und streckte mich ausgiebig. Erik drehte sich wieder zum Herd und stellte schließlich eine Pfanne auf den winzigen Esstisch im Raum.
„Neee. Erstens will ich nich, dass du Ohrenkrebs kriegst und zweitens ist das Frühstück fertig.“, gluckste er und schob sich einen Stuhl zurück, bevor er sich darauf niederließ.
Ich lachte und schlug die Decke zurück. Dann stand ich auf und gesellte mich gut gelaunt zu meinem besten Freund.
Ihn beim kochen, singen und obendrein tanzend zu „erwischen“ hatte mir echt den Tag versüßt.
„Irgendwas tolles geträumt, Strahlemann?“,  fragte er unvermittelt, während er auf einem Stück Bacon herumkaute. „Oder warum kriegst du das Grinsen nich mehr aus dem Gesicht?“
„Es macht mich glücklich, dich glücklich zu sehen.“
Was?! Hatte ich das gerade wirklich laut gesagt? Ich Idiot! Wie sollte ich das bitte erklären? Ich verstand ja nicht einmal selbst, was ich da gerade von mir gegeben hatte, oder warum.
Doch Erik lächelte nur zufrieden.
Nach einer Weile fragte er: „Also nix schönes geträumt?“
Froh, über ein anderes Thema sprechen zu können, durchforstete ich mein Gedächtnis, ob vielleicht etwas hängen geblieben wäre.
Schlagartig wurde ich rot, als ich an den einzigen Traum dachte, den ich diese Nacht gehabt hatte.
Erik war mitten in der Nacht zu mir gekommen und hatte sich zum schlafen zu mir auf den Boden gelegt. Auf der Stelle war ich eingeschlafen und das letzte, woran ich mich erinnerte war, dass er mich von hinten umarmte und mich zu sich zog.
Wenn ich so daran zurückdachte, wie schöne es sich in meinem Traum angefühlt hatte, wollte ich eigentlich, dass es Wirklichkeit wurde. Doch das würde es nie.
Traurig sah ich zu Erik und schüttelte den Kopf. Ich hätte ihm ja schlecht erzählen können, was ich geträumt und, vor allem, gefühlt hatte.

~*~

Gerade schloss ich den Reißverschluss meiner dicken, daunengefütterten Jacke, als Erik aus dem Schlafzimmer trat.
„Warum musst du dich denn so dick einpacken? Ich mein, du hast faktisch nix mehr in der Tasche gelassen.“, sagte er. Hörte ich da etwa so etwas wie Enttäuschung aus seiner Stimme heraus? Ich musste lächeln.
„Vielleicht, weil es draußen kalt ist?“
„Ja.“, Erik seufzte. „Aber mit weniger siehst du besser aus.“
Erstaunt sah ich auf und ihn an. Gerade zog er sich seine Schuhe an und ich konnte keinerlei Scherz in seiner Miene erkennen. Eher die Enttäuschung.
Ich wurde rot und drehte mich schnell weg. Bei solchen Äußerungen wünschte ich mir sogar noch mehr, mein Traum würde wahr werden.
Peinlich berührt nahm ich meinen Schal von der Garderobe und wickelte mir das rot-weiß gestreifte Stück Stoff um meine komplette untere Gesichtshälfte.
Wenn er das mitbekäme... nicht auszudenken!